Sigma 35/1.2
Das Sigma 35/1.2 – ein Ausnahme-35er!
In meiner Zeit als Fotograf, insbesondere für die Hochzeitsreportagen hatte ich schon viele 35mm Objektive, unterschiedlicher Hersteller in Gebrauch. Die Meisten von ihnen hatten eine Lichtstärke von 1:1,4. Ich denke an mein erstes 35er, das Canon EF 35/1.4L – Version I. Ein tolles Objektiv, was nach etwa 25 Jahren vom Nachfolgemodell – der Version II abgelöst wurde. Im Zuge der immer höher auflösenden Sensoren war das nötig. Die Version II war in allen Belangen überarbeitet worden und dem Ur-Modell überlegen. Es wäre merkwürdig, wenn das nach 1/4 Jahrhundert Zeit für Entwicklung und technischem Fortschritt nicht der Fall gewesen wäre. In ganz besonderer Erinnerung ist mir das Leica Summilux-M 35/1.4 FLE. Aus optischer, mechanischer und qualitativer Sicht hat dieses Objektiv alle 35er, mit denen ich fotografiert hab, in den Schatten gestellt. Andere Unterschiede zu allen anderen 35er ist die Größe des Leica 35mm ´lux. Es ist gerade einmal halb so groß, wie ein vergleichbares Canon 35/1.4 – dafür kostet es den dreifachen Preis. Ein anderer Unterschied ist der manuelle Fokus. Bei sich bewegenden Objekten wie es Menschen bei einer Hochzeit sind, hat man als Fotograf mit dem manuellen Leica ganz schön zu tun.
Nun aber zum Sigma 35/1.2!
Die Zahlen drücken es schon aus, es ist mit einer maximalen Blendenöffnung von 1:1.2 lichtstärker als alle von mir bisher verwendeten 35er. Von seinen optischen Tugenden ist es dicht am Summilux. Da sind nur noch die Apos von Leica besser. Fairerweise muss dazu erwähnt werden, dass ein APO eine Lichtstärke von 1:2.0 besitzt und etwa den 3,5-fachen Preis kostet. Selbst mit weit geöffneter Blende entstehen technisch sehr saubere Bilder, die mit etwas Abblenden und den Software-Korrekturen perfekt werden. Gerade der Look bei Blende 1.2 in Verbindung mit den 35mm gefallen mir sehr gut. Die Bilder wirken holografisch und dreidimensional. Anders als der für die Sigma Art Objektive bekannte klinische Look, lebt bei diesem Objektiv Vor- und Hintergrund kräftig mit und wird kontrastreich mit ins Bild eingebunden. Von dem Vorteil der Lichtstärke abgesehen, hat das 35/1.2 mit Sigmas hauseigenen Schwestermodell, dem 35/1.4 wenig gemeinsam. Das 1.2er besitzt ein ganz eigenes Rendering in Sachen Farben, Kontrasten und Dreidimensionalität. Es ist etwa doppelt so teuer und doppelt so schwer wie die 1.4er Version. Für mich jeden Euro wert. Besonders Portraits haben mit diesem Objektiv bei offener Blende ihren Reiz. Der Autofokus ist an meiner Leica Sl nicht ganz so schnell wie das Leica SL 24-90, aber immer noch für jede Situation mehr als ausreichend.
Ich kann dieses Objektiv jedem ans Herz legen, der etwas für die Brennweite von 35mm übrig hat.